Der Kondrukarazz

Dieser Koloss – der höchste Berg Angraenors und einer der höchsten Berge der bekannten Welt – erhebt sich in den Türmen des Untergangs.
Die Emnier und die Zwerge Varnishandors nennen ihn ‚Aulets Faust’.
Kondrukarazz ist ein Wort aus dem Anghmarin und bedeutet ‚König der Riesenkönige’.
Er ist schätzungsweise 13.000 Meter hoch und überragt den zweithöchsten Gipfel des Gebirges, den Varbakazz (zwergisch für ‚Splitter des Schicksalshammers’, 8500m hoch) um fast 4000m. Seine Spitze ist fast immer von dichten Wolken umhüllt, doch an kalten, klaren Tagen ist er bis zum Goldenen Strom zu erkennen. Die Zwerge Varnishandors glauben, daß auf der Spitze des Kondrukarazz mächtige, alte Silberdrachen hausen, die für Aulet die Taten der Sterblichen verfolgen.

Ein Halbling namens Gundam Herzfaust rühmt sich, bei seiner Expedition – die im Jahre
990 n.K. begann und von der er erst 993 n.K. zurückkehrte – den Gipfel gesehen zu haben.
In seinem Buch Zähmung eines Ungeheuers – Die Besteigung des Kondrukarazz schreibt er von uralten, verlassenen Palästen unbekannter Architektur, die den Gipfel überziehen sollen.
Die von ihm veröffentlichten Skizzen zeigen eine merkwürdige, zyklopische Bauweise, die entfernt an die Terrassenbauten der Tryliden von Ganiordaes erinnert.
Neben diesen Skizzen brachte Herzfaust auch mehrere siebeneckige Scheiben eines gänzlich unbekannten Metalls von seiner Expedition mit, die er im Inneren der seltsamen Bauwerke fand. Ursprung und Zweck dieser Scheiben vermochte Herzfaust nicht zu ergründen.
Diese Scheiben befanden sich in der archäologischen Sammlung der Universität von Gwendrynn, bis sie 998 n.K. von Unbekannten gestohlen wurden.
Um die Expedition des Gundam Herzfaust ranken sich etliche Gerüchte. Der Halbling brach mit einer 40 Mann starken Gesellschaft (die überwiegend aus Menschen und Hobgoblins bestand) auf und kehrte nur mit drei Begleitern wieder zurück. Zwei dieser Überlebenden scheinen jedoch komplett den Verstand verloren zu haben und leben seitdem in einem Sanatorium in Gwendrynn. Der dritte Begleiter, ein Hobgoblin namens Kletvis Szarbak, bestätigt allerdings die in Herzfausts Buch aufgestellten Behauptungen. Zwei Jahre später brach Szarbak ein zweites Mal zu einer Besteigung des Kondrukarazz auf, von der er (bisher) nicht zurückkehrte.
Was genau während der drei Jahre währenden Expedition geschah, hat Herzfaust nie erläutert.
In seinem Buch beschränkt er sich auf Beobachtungen und Erkenntnisse seiner Reise.
Herzfaust und Szarbak bestritten stets, drei Jahre auf dem Gipfel verbracht zu haben und schätzen die Dauer ihrer Expedition auf wenige Wochen.
Die Berichte haben die Aufmerksamkeit der Damariter von Ganiordaes geweckt, die die Theorie aufgestellt haben, daß sich die Spitze des Berges in einer Halbebene befindet, in der die Zeit anders verläuft. Eine von den Damaritern 996 n.K. entsandte Expedition, die mit Hilfe einer Elementargaleere den Gipfel zu erreichen versuchte, verunglückte aus unbekannten Gründen.
Gundam Herzfaust unterrichtet gegenwärtig Geographie an der angesehenen Universität von Gwendrynn; allerdings stets auf der Hut vor Anhängern des kromanischen Verkünderordens, der den Halbling auf Grund seiner Berichte zum Ketzer erklärt hat und seinen Tod fordert.

Seinen Studenten berichtet Herzfaust noch immer von den Gefahren des Kondrukarazz; von eisiger Kälte, unbarmherzigen Stürmen und tödlichen Lawinen.
In den unteren Regionen des Berges (bis 4000m Höhe) sind vor allem Frostriesen, Athachs und Bestien wie der gefürchtete Polarwurm anzutreffen.
Auf den mittleren Höhen (bis 9000m) leben – bis auf primitive Yetis – nur Ungeheuer wie Eislindwürmer und Weiße Drachen. Herzfaust zufolge haust dort außerdem ein uralter Frostriesen-Magier der angeblich seit über tausend Jahren dort lebt, aber schon lange den Verstand verloren hat.
Über die Kreaturen, die Herzfaust in den höchsten Regionen des Berges angetroffen hat, schweigt der Halbling sich allerdings aus. Die geographische Gesellschaft von Severna hat Herzfaust angeblich einen fünfstelligen Betrag für einen ausführlichen Bericht und Einblick in seine privaten Aufzeichnungen geboten, doch der Halbling lehnte dieses Angebot ab.
Auf Fragen seiner Studenten, ob er den Berg noch ein weiteres Mal besteigen werde, antwortet er meist, „daß ihn keine zehn Chimären ihn jemals wieder auf den verfluchten Berg brächten“.

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