Die Schattenebene

Bei dem nun folgenden Text handelt es sich um einen Auszug aus dem Manuali Planear, dem legendären ‚Buch der Pforten’ aus der Feder des Terkis-Priesters und Ebenenwanderers Junus Clarmont.

Inhalt

  • Einleitung
  • Eigenschaften der Schattenebene
  • Tore in den Schatten
  • Die Bewoher der Schattenebene
  • Bedingungen auf der Ebene der Schatten
  • Erwähnenswerte Orte in den Schatten

Einleitung
„Die Schattenebene ist ein Reich voll Finsternis und Macht.
Es ist der versteckte Ort, der das Licht hasst und die Grenze zu unbekannten Welten.
Die Ebene der Schatten ist eine düstere Dimension, die neben der Materiellen Ebene existiert, und in der Licht ebenso selten ist, wie Hoffnung.
Die Schattenebene (oder auch ‚Der Schatten’, wie viele Ebenenwanderer diese Ebene zu nennen pflegen) kann ebenso wie der Äther die Reise auf der Materiellen Ebene beschleunigen, doch dient ebenso als Torweg zu den Unteren Ebenen.
Es ist eine Welt von Schwarz und Weiß, in der Farbe nur eine Erinnerung aus helleren und freundlicheren Welten zu sein scheint.
Die Schattenebene ist wie das düstere Geschwisterkind der Materiellen Welt, in der man Bekanntes und Vertrautes auf unheimliche Weise verändert vorfindet.
In den Schatten kann man jene Orte besuchen, die einem im Licht der Materiellen Ebene willkommen und vertraut erscheinen, nur um dann einem veränderten, bedrohlichen Abbild dieser geliebten Orte gegenüber zu stehen oder etwas vollkommen Anderes vorzufinden.
Man wandert zu jeder Zeit unter einem sternlosen schwarzen Himmel und der Staub, den die eigenen Füße aufwirbeln, ist wallender Schatten.
Nachtschwarze Pflanzen ranken sich um verdrehte Bäume, durch deren Wipfel finstere Wesen huschen, deren Blicke Lebende zu durchbohren scheinen.
Durchdringende Kälte, die kein Feuer zu verdrängen vermag, ist einem Ebenenwanderer im Schatten ein schweigender, ewig präsenter Begleiter.
Sie packt einen an Leib und Seele und lässt nicht nur die Finger und Zehen taub werden, sondern auch Herz und Mut.
Selbst im Brennenden Abgrund und im bedrohlichen Urbistaris habe ich nie so viele Reisende den Lebensmut und die Hoffnung verlieren sehen, wie in den undurchdringlichen Schatten.
Die Schattenebene legt sich Lebenden direkt auf die Seele und droht alles zu ersticken, was die Lebendigkeit eines Besuchers ausmacht.
Freude, Mut, Glaube und Zuversicht drohen hier zu verblassen und nur der disziplinierteste Ebenenwanderer kann sich dieser Gefühle erwehren.
Selbst wenn man aufrecht in den Schatten tritt, in der Hoffnung, den gierigen Einfluss der Ebene abzuschütteln, kehrt man nur allzu häufig geknickt und erschöpft in die Wirklichkeit zurück.
Nur jene, die es gelernt haben, können die Finsternis dauerhaft ertragen, doch auch an solchen Personen geht der Aufenthalt im Reich der Schatten selten spurenlos vorbei.
Es ist, als hege die Ebene selbst einen Neid gegen alles Reine, Schöne und Lebendige und versucht es einem mit giftigen Klauen zu entreißen.
Zurück bleiben nur Zweifel, Ohnmacht, Zorn und Kälte.
Ich kenne nur wenige Ebenenwanderer, die leichtfertig und gleichgültig in den Schatten tauchen und auch ich pflege, über Alternativen nachzudenken, bevor ich mich entschließe, die Schattenebene zu bereisen.
Der Schatten ist nicht gefährlicher als andere Ebenen, doch keine andere Ebene hat einen solch zerstörerischen Einfluss auf das Gemüt, wie diese Dimension ewiger Nacht.
Jene, die sich furchtlos und unempfindsam gegen die Schrecken auf die Ebene der Schatten begeben und diese Form des Reisens anderen vorziehen, sind Personen, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.
Kinder der Schatten, wie wir Ebenenwanderer diese Frauen und Männer nennen, haben sich nur allzu oft jener Empfindungen entledigt, die der Schatten korrumpiert.
Nur kalte und berechnende Seelen werden von der Schattenebene mit offenen Armen empfangen…
Unter den Kindern der Schatten sind die Schattenmagier die bedrohlichsten Kreaturen, denen man auf der Ebene der Schatten begegnen kann.
Diese Arkanisten manipulieren die Essenz der Schatten selbst und formen sie nach ihrem Belieben.
Wesen, die in der Lage sind, Türme aus dem Nichts in den schwarzen Himmel wachsen zu lassen und die Bedrohlichkeit der Schatten mit einem Schulterzucken in ihre Schranken verweisen, können den schwächlichen Leibern gewöhnlicher Ebenenwanderer Furchtbares antun.
Und unter den Schattenmagiern der Schattenebene sind die Shadar’Kai die unangefochtenen Könige.
Dieses Volk durch Schatten korrumpierter Feen beherrscht die Ebene mit eiserner Hand und jeder, der sich in die Schatten begibt, liefert sich ihrer Gnade ans Messer.
Alle anderen Gefahren der Ebene, seien es die untoten Schatten selbst, die kaltblütigen Raubtiere, die die ewige Nacht durchstreifen oder die verschlagenen Ascheriesen, sie alle erscheinen mir im Vergleich zu den Schattenfeen als geradezu willkommene Bedrohungen.
Doch was wagt es ein dummer Sterblicher wie ich, derartige Urteile über eine Ebene zu fällen, deren größter Teil im Verborgenen liegt?
Der Tiefe Schatten, jener der Materiellen Ebene abgewandte Teil der Ebene, scheint das Herz der Schattenebene und einer der lebensfeindlichsten Bereiche der bekannten Ebenen überhaupt zu sein und nur die Shadar’Kai kennen seine Pfade.
In dieser absoluten Schwärze finden sich Wege in die Fremde, die ich bis heute nicht zu betreten gewagt habe, obwohl ich mich, wie euch die Ebenenwanderer meiner Tage bestätigen werden, über mangelnde Neugier und Abenteuerlust nie beklagen konnte.
Jenseits des Tiefen Schattens liegt der Staubige Abgrund, doch was zwischen unserer Welt und den Unteren Ebenen liegt, vermag ich nicht zu sagen.
Im finsteren Reich der Shadar’Kai genügte es mir stets, von der Schwelle aus einen Blick hinein zu werfen, ganz gleich, wie viele Wunder und wunderbare Schätze mich dort erwarten könnten.
In den Schatten sollte man Vorsicht nicht mit Feigheit verwechseln, denn Mut kann dort gefährlicher sein, als die scharfe Klinge der Angst…“


Eigenschaften der Schattenebene
Normale Gravitation
Normaler Zeitverlauf
Verstärkte Magie
Zauber der Kategorie Schatten werden von der Schattenebene verstärkt.
Derartige Zauber werden gewirkt, als würden sie unter dem Einfluss des meta-magischen Talentes ‚Zaubereffekt Maximieren’ stehen. Diese Zauber benötigen jedoch keine Zauberslots höherer Grade.
Durch Magie veränderbar
Zauber wie beispielsweise Schattenhervorrufung und Schattenbeschwörung verändern das grundlegende Material, aus dem die Ebene besteht.
Die Nützlichkeit und Macht dieser Zauber auf der Schattenebene macht sie sowohl für Reisende als auch ihre Bewohner äußerst nützlich.
Undurchdringlicher Schatten
Auf der Ebene der Schatten können magische und natürliche Lichtquellen nur die Hälfte ihres üblichen Sichtfeldes beleuchten.
Die Sichtweite aller Sichtformen, ausgenommen Blindsicht, wird halbiert.
Rastlosigkeit
Durch die beklemmende Atmosphäre innerhalb der Ebene ist erholsamer Schlaf stark beeinträchtigt. Die Auswirkungen natürlicher Regeneration halbieren sich.


Tore in den Schatten
„Von der Materiellen Ebene aus sind Zauber und natürliche Übergänge die verbreitetsten Möglichkeiten, die Schattenebene zu erreichen.
Natürliche Grenzen finden sich vor allem in schattigen Bereichen, die nie von Licht behelligt werden.
Finstere Schluchten, Höhlen und unterirdische Bereiche sind hervorragende Orte, um die Suche nach einem Vortex, das auf die Schattenebene führt, zu beginnen.
Ich habe es häufig beobachtet, dass sich die natürlichen Grenzen, die außerhalb finsterer Bereiche liegen, nur bei Nacht oder magischer Dunkelheit öffnen.
Auch im Staubigen Abgrund, der einzigen äußeren Ebenen, die mit den Schatten koexistiert, finden sich solche Übergänge.
Das ewige Brodeln im Gefüge der Ebenen erschafft gelegentlich temporäre Portale zwischen der Schattenebene und der Astralen Ebene, der Elementarebene der Erde, den Trümmern von Urbistaris und den blutigen Weiten von Exordias.
Permanente Portale zwischen der Schattenebene und anderen Dimensionen sind äußerst selten, denn die Shadar’Kai dulden nur wenige dauerhafte Pforten in ihr Reich.
Der Gedanke an ein permanentes Portal zur Ebene der Schatten irgendwo in meiner direkten Umgebung würde mir ganz und gar nicht behagen und ich kann nicht behaupten, dass diese Begrenzung des Überganges in die ewige Nacht mich mit Bedauern erfüllen würde.
Unter den Zaubern ist Schattenreise die gängigste Methode, auf die Ebene der Schatten vorzudringen.
Der Zauber befördert einen Reisenden in den Saum, jene Bereiche der Schattenebene, die mit der Materiellen Ebene oder dem Abgrund koexistieren.
Das verzerrte Abbild der koexistenten Ebenen, das der Saum der Schattenebene darstellt, ermöglicht rasche, doch nicht sonderlich ungefährliche, Reisen über die jeweilige Dimension.
Will man jedoch vom Saum der Materiellen Ebene in den Saum des Staubigen Abgrundes gelangen, muss man den Tiefen Schatten durchqueren, was mittels Schattenreise sehr gewagt ist.
Endet der Zauber, bevor man eine Saumzone erreicht hat, strandet man im Tiefen Schatten, wo man sich früher oder später den Shadar’Kai oder anderen Bedrohungen gegenüber sehen wird.
Ein Schattenkompass, eine Erfindung der Dravoten, die den Tiefen Schatten regelmäßig bereisen, kann das Manövrieren und die Orientierung innerhalb dieses Bereiches deutlich erleichtern, doch das Erwerben eines solchen Gegenstandes ist äußerst kostspielig.“


Die Bewohner der Schattenebene
„Es begab sich etwa eine Stunde nachdem wir den Tiefen Schatten betreten hatten.
Obwohl unser aller Nerven zum Zerreißen gespannt waren und jeder meiner Gefährten seine Aufmerksamkeit auf die Umgebung richtete, bemerkten wir sie erst, als sich ihre Silhouetten vor uns aus den Schatten schälten.
Sie waren zu viert.
Man hätte sie für hellhäutige Elfen halten können, hätten nicht ihre gefurchten, gemarterten Gesichter und ihre Erscheinung sie eindeutig als etwas anderes ausgewiesen.
Es waren Shadar’Kai, Schattenfeen.
Trotz der Kälte der Ebene, die uns alle schaudern und unseren Atem gefrieren ließ, waren sie bis auf weite schwarze Beinkleider und lederne Stiefel unbekleidet.
Ihre Haut war von kunstvollen Tätowierungen und geometrischen Narben gezeichnet.
Schwere Ringe und silberne Stäbe durchbohrten ihre Haut an unzähligen Stellen und viele dieser makabren Schmuckstücke waren durch dornbesetzte Ketten miteinander verbunden.
Einer von ihnen trug eine Stachelkette, deren mittlerer Ring sich durch die Haut über seinem Brustbein zog.
Schon bei diesem Anblick erlitt ich imaginäre Schmerzen, doch der Shadar’Kai schien es kaum zu bemerken.
Einige trugen schwere Scheiben puren Silbers, das sie sich so in ihr langes weißes Haar geflochten hatten, dass diese bei jeder Bewegung hin und her schwankten.
Ihr Anführer, ein Mann der aussah, als würde ihm der Hungertod bevorstehen und der anstelle von Haar eine Vielzahl feiner Nadeln in der Kopfhaut trug, wandte sich an Orbla, unsere Führerin, eine ergebene Priesterin Corbanduus, und begann, flüsternde Worte in einer mir gänzlich unbekannten Sprache mit ihr zu wechseln.
„Alt-Elosari“, flüsterte mein Diener Margosh mir leise zu, wurde dafür allerdings mit einem Tritt in die Kniekehlen von einer der Schattenfeen bestraft, der ihn zu Boden warf.
Meine Männer, allesamt mutige und disziplinierte Kämpfer, griffen angesichts dieses Übergriffs zu ihren Waffen, was sich als Fehler erwies.
Die Stachelketten der Shadar’Kai begannen zu wirbeln und ich hörte ein Knistern und spürte die Spannung mächtiger Energie kurz vor ihrer Entladung.
Grimm stand den Schattenfeen ins Gesicht geschrieben und ich glaube, sie hätten uns ohne ein Wimpernzücken getötet, hätte nicht Orbla in diesem Moment ihr heiliges Symbol gezückt und es dem nadelköpfigen Führer entgegen gestreckt.
Das Aufflammen von Feindseligkeit legte sich so schnell wie eine Windböe, als der Anführer eine merkwürdige Geste mit seiner freien Hand beschrieb.
„Glymbariassarksyl“, sagte der Mann mit leiser, knirschender Stimme und die Schattenfeen entspannten sich.
Wir haben Glück“, keuchte Margosh, als er sich aufrappelte, „sie halten uns für Freunde.“

- Varlus Umberlynn, draahl’scher Wissenshüter aus Ambreszand über eine Begegnung mit den Shadar’Kai der Schattenebene im Jahre 784 n.K.

„Ich erinnere mich noch genau an meine Kindheit in der Taverne meines Vaters in Severna.
Nicht selten kam es vor, dass ich für ihn in den finsteren Keller unter dem Schankraum steigen musste, um etwas zu holen, wenn oben Hochbetrieb herrschte.
Jedes Mal habe ich mich angesichts der Dunkelheit dort unten zu Tode gefürchtet.
Obwohl mein Verstand wusste, dass es außer staubigen Fässern und geräucherten Schinken nichts dort unten gab, gaukelte mir mein Unterbewusstsein stets Visionen von schrecklichen Monstern vor, die in der Dunkelheit auf der Lauer lagern.
Ich habe es gehasst, mit der Laterne zwischen den Regalen herumzuschleichen und das Gefühl zu haben, dass sich Blicke in meinen Rücken bohrten.
So sehr ich mir auch sagte, dass es keinen Grund für diese Furcht gab, ich konnte dieses Gefühl drohenden Unheils nie abschütteln.
Mit Gänsehaut kletterte ich dann immer wieder in den Schankraum hinauf und konnte erst wieder befreit aufatmen, wenn die schwere Falltür zufiel und die Schatten des Kellers verschwunden waren.
Nun, seit meiner ersten Reise über die Ebene der Schatten weiß ich, woher diese Furcht stammt.
Die Schattenebene beherbergt all’ die Bestien, die sich ein Knabe vorzustellen vermag und noch einiges mehr…“

Schatten
„Obwohl die Ebene der Schatten im Grunde nicht wirklich böse ist, ist sie das Heim einer Vielzahl bedrohlicher und widerwärtiger Kreaturen, die das Licht hassen.
Zu den bekanntesten Bewohnern dieser Ebene zählen sicherlich die Schatten, halbkörperliche Untote, deren Berührung einem die Lebenskraft aus den Eingeweiden saugt.
Auf allen anderen Ebenen außer ihrer Heimatebene erscheinen diese Wesen als körperlose Schemen, doch auf der Schattenebene besitzen sie einen materiellen Körper.
Dennoch können sie auch dort in ihre Schattenform wechseln, was sie vor allem tun, wenn man sie in die Ecke treibt.
Zwar kann man sie auch dann noch mit gewöhnlichen Waffen verletzen, doch es ist deutlich schwerer, sie zu entdecken.
Sind diese Wesen schon auf der Materiellen Ebene schwer zu entdecken, so scheint es auf ihrer Heimatebene ohne Magie nahezu unmöglich.
Die Tatsache, dass sie (wenn sie nicht zu den seltenen und mächtigen einzelgängerischen Schatten zählen) überwiegend in kleinen Gruppen unterwegs sind um Lebenden aufzulauern, macht sie nur noch bedrohlicher.
Reisende, die auf der Schattenebene einem Angriff von Schatten entgangen sind, werden für den Rest der Reise mit stetig wachsender Paranoia zu kämpfen haben, denn eine solche Attacke kann einen nahezu überall und jederzeit ereilen und geschieht meist ohne irgendeine Warnung.
Schatten sind völlig lautlos und verzichten auch im Schatten selbst auf verräterische Ausrüstung jeglicher Art, obwohl sie dort durch ihre Körperlichkeit die Möglichkeit hätten, derartiges zu benutzen.
Heimtückisch ist ihre Angewohnheit, sich unbemerkt an Reisende zu heften, um mit ihnen die Ebene zu verlassen, wo es deutlich schwieriger ist, sich ihrer zu erwehren.
Wird man bei einer Rückkehr von der Schattenebene das Gefühl durchdringender Kälte und Bedrohlichkeit nicht los, ist dies ein warnendes Indiz dafür, dass man nicht allein ist.“

Shadar'Kai
„Auch wenn die untoten Schatten auf der Ebene allgegenwärtig erscheinen, so denken doch die meisten Reisenden der Ebenen bei der Erwähnung dieser Ebene zuerst an ihre außergewöhnlichsten Bewohner: die geheimnisvollen Shadar’Kai, die von den meisten Völkern Schattenfeen genannt werden.
Dieses Volk entstammt vermutlich der Materiellen Ebene, doch schon vor Ewigkeiten, lange bevor die ersten Menschen in den Welten auftauchten, zogen sie sich in die Finsternis der Schattenebene zurück.
Der Grund dafür scheint allen außer den Shadar’Kai unbekannt und diese hüten ihr Geheimnis gut.
Ich kann mir beim besten Willen kaum vorstellen, dass das Volk sich freiwillig zu diesem Schritt entschloss, denn es muss ihre Kultur von Grund auf verändert haben.
Unter Ebenenwanderern warnt man einander vor den Schattenfeen, allerdings nicht aus dem Grund, dass sie bösartig sind, jedenfalls nicht auf die Weise, wie man es von vielen Völkern der Unteren Ebenen kennt.
Was die Shadar’Kai gefährlich macht, ist ihre Unberechenbarkeit.
Und diese gründet sich in der schicksalhaften Nemesis dieses gepeinigten Volkes, dem Schattenfluch.
Der Schattenfluch trifft in schwacher Form jeden, der sich längere Zeit auf der Ebene der Schatten aufhält.
Wie im Abschnitt 'Bedingungen auf der Ebene der Schatten' ausführlich beschrieben wird, korrumpiert der Schatten den Charakter lebender Wesen und fördert deren dunkle Seite.
Den Shadar’Kai erging es vermutlich nicht anders und die Tatsache, dass die Schattenfeen nach Jahrtausenden auf der Ebene nicht zu Ungeheuern wie die Schattennymphen wurden, verdanken sie grausamen Praktiken.
Die Shadar’Kai sind der Ansicht, dass die korrumpierenden und verrohenden Einflüsse der Schattenebene durch die Abwesenheit intensiver Empfindungen begünstigt wird.
Kreaturen, die außer den Einflüsterungen des Schattens nichts spüren, verfallen leichter ihrer eigenen finsteren Seite als solche, die sich ihrer selbst durch das Zufügen extremer Empfindungen immer wieder bewusst machen.
Die Shadar’Kai haben den Schmerz gewählt.
Sie haben die Tradition, sich durch Verwundungen aller Art gegen den Wahnsinn zu stellen, der sie beständig bedroht.
Ihre Leiber sind durch rituelle Verbrennungen, kunstvolle Schnittnarben und schmerzhaften Körperschmuck gezeichnet, allerdings auf eine Weise, die man seltsamerweise als ästhetisch bezeichnen könnte.
Ich habe bei den Shadar’Kai schon die furchtbarsten Formen der Selbstgeißlung gesehen und es widerstrebt mir, an dieser Stelle grausame Details zu nennen.
In jeder Minute ihres Daseins spüren die Schattenfeen den Schmerz ihrer zerschundenen Leiber und nur in diesen Empfindungen finden sie so etwas wie Frieden.
Die Schattenfeen erinnern von ihrem Aussehen an schlanke oder gar magere Hochelfen, doch ihre dunklen, geheimnisvollen Augen, ihr seidiges blondes oder rotes Haar und die vollkommene Grazie ihrer Bewegungen entlarven sie als Feen.
In einem unheimlichen Kontrast zu ihrer Anmut und kühler Schönheit stehen ihre kantigen von Gram zerfurchten und von Entbehrungen gezeichneten Gesichter.
Ihre unangenehm kalten Hände fühlen sich rau und ledrig an, doch ihr Griff ist fest und vital.
Die Shadar’Kai, so sagte einst mein gesegneter Meister Dikormas, sind Kinder ewigen Lebens und wirken, als hätten sie den Tod schon hinter sich.
Je mehr ich über die Schattenfeen lerne, um so mehr begreife ich, dass diese Äußerung nicht nur auf ihr Aussehen zutrifft.

Der Schattenfluch ist trotz der Marterungen stets allgegenwärtig, was die Schattenfeen so unberechenbar erscheinen lässt.
Man sollte sich die Eigenschaften des Fluches bewusst machen, bevor man sich mit Schattenfeen einlässt, denn man sollte es um jeden Preis vermeiden, dem lauernden Schatten Nahrung zu verschaffen.
Provokationen oder das Erregen von Misstrauen kann selbst unter sehr beherrschten Shadar’Kai lebensbedrohlich sein und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass nicht jeder Angehörige dieses seltsamen Volkes ausreichend Disziplin mitbringt, um seine dunkle Seite stets und überall unter Kontrolle zu haben.
Unter den Shadar’Kai selbst sorgt eine strenge gesellschaftliche Hierarchie für Ordnung am Rande des Chaos.
Nur die strenge Gliederung der Gesellschaft der Schattenelfen konnte bisher verhindern, dass das Volk sich gegenseitig vernichtet, denn obwohl sich der Fluch Fremden gegenüber deutlicher bemerkbar macht, säht er auch unter den Shadar’Kai fortwährend düstere Zwietracht.
Die Schattenfeen sind kein zahlreiches Volk, obwohl sie nahezu unsterblich sind und hunderte von Jahren leben könnten, würden nicht der Schattenfluch oder die gefährlichen Bewohner der Ebene ihren Tribut einfordern.
Die Shadar’Kai wohnen in großen, schwarzen Palästen aus reinem Schatten, den sie durch die Kunst ihrer Magie nach ihrem Belieben formen.
Für Besucher der Ebene sind dies kalte, beklemmende und auslaugende Orte, in denen die gewohnte Aura der Schattenebene unerträglich verstärkt scheint.
Eine Nacht im Schattenpalast eines Shadar’Kai-Clans ist nahezu nur mit Magie zu überleben und die meisten Hausherren der Schattenebene sind sich dieser Wirkung bewusst.
Shadar’Kai bieten ihren Gästen von anderen Ebenen gewöhnlich geeignete Unterkünfte, doch Gefangene genießen dieses Privileg häufig nicht…
Die Bauwerke der Schattenfeen sind verwinkelte und verdrehte Monumente asymmetrischer Architektur, die trotz ihrer fremdartigen Winkel und Schrägen eine abstrakte Schönheit ausstrahlen.
Die Shadar’Kai sind Meister der Schattenmagie und erforschen seit mehreren Generationen die übernatürlichen Eigenschaften ihrer Heimatebene.
Schwerter und Rüstungen aus Onykarium, Schwarz-Trilium und anderen seltenen Schattenmetallen werden in den Meisterschmieden der Schattenfeen geschmiedet.
Die Shadar’Kai bevorzugen leichte Waffen wie Krummsäbel, Doppelklingen-Kurzschwerte und leichte Streitflegel, sowie leichte Kettenhemden oder Schuppenpanzer, doch die traditionelle Waffe der Schattenfeen ist die Stachelkette, die selbst die Niedersten unter ihnen wirbeln wie ein Meister.
Schneider weben schattendurchwirkte Stoffe zu wahren Meisterwerken der Ästhetik zusammen, die neben ihrer surrealen Schönheit auch häufig magische Eigenschaften vorweisen.
Sie bauen obskure und auch erschreckend grausame magische Gegenstände, die auf den Märkten von Ormal Sha’Rell und anderswo hohe Preise erzielen.
Handel mit den Schattenfeen ist eine wunderliche Erfahrung, denn sie haben teilweise ungewöhnliche Wertvorstellungen.
Frisches Obst oder Gemüse ist unter ihnen ungewöhnlich wertvoll, während sie dem Geld zivilisierter Länder skeptisch gegenüber stehen.
Tauschhandel ist unter Shadar’Kai verbreiteter und sollte es einem Ebenenwanderer gelingen, mit eigenen Waren dass Interesse eines Angehörigen dieses Volkes zu erregen, hat man oft die Gelegenheit, wundersame Gegenstände zu erlangen, die häufig fremdartige Funktionen haben.

Die erschreckende Macht eines nur durchschnittlichen Schattenmagiers der Schattenfeen ist mir 754 n.K. auf Exordias schmerzlich bewusst geworden, als die Szinderis-Priester von Vlaszorn mir ihren Shadar’Kai-Meuchelmörder Lorkinas auf den Hals hetzten.
Allerdings zeigen die Schattenfeen generell kein großes Interesse an den Geschehnissen auf anderen Ebenen und bevorzugen es, für sich zu bleiben.
Bewohnern der Materiellen Ebene wird der Umgang mit den Shadar’Kai unvorbereitet schwer fallen, denn ihre Seelen sind von Schatten durchwirkt und ihre Gegenwart allein bereitet Unbehagen.
Sie wirken zu jeder Zeit wortkarg und von einer drückenden Traurigkeit umhüllt, die man unweigerlich am eigenen Leibe spürt.
Ich bin schon gestandenen Diplomaten begegnet, die bei einer Unterredung mit einem Gesandten der Schattenfee durch ihren unerklärlichen wachsenden Kummer plötzlich in Tränen ausbrachen.
Ihre Stimmen sind hohl und gebrochen und sie reden meist bedächtig und mit einer Vielzahl von Pausen.
Viele Shadar’Kai wirken, gerade auf Grund ihrer rituellen Wunden, gebrochen und mitgenommen, man sollte jedoch nicht den Fehler begehen und sie anstarren, wenn man den Schattenfluch nicht wecken möchte.
Eine lange Zeit in Begleitung eines Shadar’Kai schlägt selbst hartgesottenen Ebenenwanderern früher oder später aufs Gemüt.
Die regelmäßig auftauchenden Attacken von Paranoia durch Schübe des Schattenfluches bergen außerdem eine nicht unerhebliche Gefahr.
Die wenigen Male, in denen ich von Konflikten zwischen Shadar’Kai und Völkern von anderen Ebenen hörte, waren es allerdings stets Letztere, die das Schwert erhoben.
Außer den bösartigen Bewohnern der Schatten wie Schattennymphen, Nachtvetteln oder untoten Schatten haben die Shadar’Kai vor allem in den Dravoten, die regelmäßig Festungen der Schattenfeen auf der Jagd nach magischen Gegenständen und Schattenwerkzeugen überfallen, bittere Feinde.
Häufig reden die Schattenfeen von Kreaturen namens Ansawaari, Halbgötter und Herolde des alten Neidgottes Nortuma, die zu Zeiten ihres Rückzugs in die Schatten ihre meist gehassten Feinde gewesen sein müssen.
Die Ansawaari waren Großmeister der Zwietracht und Zerstörung und bedrohten vor etlichen Jahren an der Seite ihres Schöpfers die berühmte Handelsmetropole Viviandis.
Es heißt, die Ansawaari (oder ‚Plünderer’ wie man sie umgangssprachlich auf der Gwandalischen Halbinsel nannte) stammen ebenfalls aus den Tiefen Schatten, wo sie seit Nortumas Niederlage gegen den Brennenden Zirkel gefangen sind.
Bis auf die Tatsache, dass diese Wesen Schatten-Elementarier gewesen sein müssen, konnte ich über diese Legenden, trotz meiner teilweise guten Kontakte zu Shadar’Kai, nie mehr erfahren.
Bei diesem Thema wird selbst die gesprächigste Schattenfee schweigsam und auch andere Gelehrte können zu diesem Thema kaum etwas sagen.
Es scheint jedoch so, als fürchte nahezu jeder Shadar’Kai die Rückkehr dieser Monstren.
Eine interessante Eigenschaft am Verhältnis der Schattenfeen zu anderen Völkern des Multiversums ist mir einst bei einer längeren Reise mit dem eindrucksvollen Schattentänzer Gluvaryak aufgefallen.
Andere Feenwesen scheinen eine Abneigung gegen ihre Verwandten von der Schattenebene zu haben, denn all’ diese Kreaturen verhielten sich Gluvaryak gegenüber feindlich.
Dryaden und Wassergeister griffen uns bei unserem Marsch durch den Purpursumpf mehrfach sichtlich grundlos an, doch für meinen Begleiter schien dies völlig normal zu sein.
Ich versuchte natürlich den Grund in Erfahrung zu bringen, doch auch hier biss ich bisher auf Granit.

Die wenigen Shadar’Kai, die andere Ebenen bereisen (wie dieser verfluchte Lorkinas; die Götter mögen seine Seele fressen…), rüsten sich in Schattensphären, magische Schutzgegenstände, die verhindern, dass ein Shadar’Kai an den plötzlichen Intensitäten der Empfindungen nicht zu Grunde geht und vor allem nach seiner Rückkehr nicht in neuer Intensität den Verlockungen des Schattenfluchs verfällt.
Diese Kugeln dämmriger Finsternis, die reisende Schattenfeen begleiten, sind auf der Materiellen Ebene auch bei Vampiren und anderen Kreaturen, die das Sonnenlicht fürchten, äußerst begehrt.
Shadar’Kai begegnet man außerhalb ihrer Ebene vor allem auf der Astralen Ebene, den eisigen Einöden oder den klirrenden Feldern von Exordia.
Der häufigste Grund für Schattenfeen ihre Ebene zu verlassen und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, ist häufig das Sammeln von Informationen.
Auch wenn dieses Volk Isolation zu bevorzugen scheint, dürstet es sie stets nach Kunde aus dem Multiversum.“

Andere Begegnungen
„Auf der Schattenebene kann man neben ihren einzigartigen Bewohnern auch Schattenvarianten bekannter Wesen begegnen.
In den dunklen Wäldern der Schattenebene huschen schwarze Eichhörnchen durchs Geäst und düstere Vögel flattern schaurig kreischend über die Ebenen.
Finstere Herdentiere weiden auf schattigen Wiesen und pechschwarze Schlangen kriechen durchs finstere Unterholz.
Besucher der Ebene sollten Vertrautes dort allerdings nicht gleichgültig beilegen, denn eine solche Haltung kann verhängnisvoll sein.
Viele Tiere und Pflanzen der Schattenebene verfügen über unheimliche und bedrohliche Eigenschaften.
Die gigantischen Schatteneichen in den Wäldern der Ebene greifen mit düsteren Schlingen nach Lebenden um sie zu strangulieren und ihnen das Leben auszusaugen und Früchte von schwarzen Bäumen können giftig sein oder andere ungewöhnliche Effekte hervorrufen.
Dort wo auf der Materiellen Ebene Wölfe jagen, eilen im Schatten Rudel von Schattendoggen dahin um Beute zu machen.
Diese Bestien, die die meisten Hunde der Materiellen Ebene wie Schoßtierchen erscheinen lassen, zählen zu den bedrohlichsten Bewohnern des Schattens.
Schattendoggen sind große, muskelbepackte Hunde mit glühenden Augen und Zähnen, die einem Panzerhai zur Ehre gereicht hätten.
Ihr furchtbares Heulen lässt gestandene Krieger die Flucht ergreifen und ihre Wildheit und Kraft kann hünenhafte Oger zu Boden bringen.
Selten sah ich Kreaturen, für die die Bezeichnung Raubtier treffender wäre, als für die schönen aber mörderischen Schattendoggen.
Häufig begegnet man Schattendoggen als abgerichtete Jagdhunde der Shadar’Kai.

Man könnte diesen Abschnitt sicherlich noch mit Berichten über Wesen wie die hässlichen Nachtvetteln oder die verschlagenen Schattennymphen füllen (und zukünftigen Ebenenwanderern eine Menge böser Überraschungen ersparen…), doch der Anspruch der Vollständigkeit scheint mir in einer Abhandlung über die unvorstellbare Vielfalt der Ebenen gänzlich absurd.
Der werte Leser möge Verständnis haben oder detailliertere Abhandlung über die Schattenebene wie beispielsweise das ‚Journalum Inilluminetrum’ von Vilbaradd Xander oder das bösartige und äußerst seltene ‚Eboniak’, dass finstere Lehrbuch des Schattenmagiers Tyglorrbas von Ambreszand, zu Rate ziehen.

Die Völker anderer Ebenen, die sich am häufigsten in die Schatten begeben, sind die Duergar, die einen Gang durch die Schatten einer beschwerlichen Reise durch die Unterreiche ihrer Heimatebenen vorziehen, Dravoten, die vor allem auf der Jagd nach Shadar’Kai und ihren magischen Gegenständen sind und Drow, die in den Schatten wandeln, als wären sie darin geboren…
Baatezu und Dämonen, manchmal ganze Banden, nutzen die natürliche Grenze zum Abgrund und schleichen auf der Suche nach einem Spalt zur Materiellen Ebene durch die Tiefen Schatten und den Saum.“

Götter
„Eine Besonderheit der Schattenebene sei an dieser Stelle allerdings noch erwähnt…
Die Schattenebene ist die Einzige der Transistiven Ebenen, die Götter beheimatet.
Corbanduu, der Ewige Schatten, Göttin der Nacht und der Finsternis, nennt die Ebene ihr Reich.
Die Shadar’Kai glauben, die Göttin lebe in einer schwarzen Zitadelle im Kern des Tiefen Schatten und die Schattennymphen behaupten gar, Wege dorthin zu kennen.
Auch wenn ich niemandem raten möchte, sich unter der Führung einer Schattennymphe auf Reisen zu begeben, so scheint es Sterblichen dennoch möglich, Corbanduus Reich zu erreichen.
Ich hörte schon von erwählten Priesterinnen dieser Göttin, die die Schwarze Zitadelle besucht haben und auch Ebenenwanderer sollen schon dort gewesen und lebend zurückgekehrt sein.
Neben der Göttin Corbanduu wissen die Bewohner der Schattenebene von Nortuma, dem Gott des Neids, der Habsucht und der Gier, der irgendwo in den Tiefen Schatten in seinem ewigen Bannschlaf liegt, dessen Essenz sich jedoch in die gesamte Ebene gewebt hat.
Viele Shadar’Kai glauben, dass erst Nortumas Verbannung den Schattenfluch über die Ebene gebracht hat und den Tiefen Schatten erschuf.
Es gibt allerdings auch Gelehrte der uralten Legenden und Mythen, die behaupten, die Schattenebene habe Nortuma erst zu der grausamen Gottheit werden lassen, die er heute ist und warnen vor der Macht des Schattenfluchs, dem nicht einmal Gottheiten gewachsen sind.
Das Gefängnis Nortumas und seiner legendären Ansawaari wurde bis heute nicht entdeckt und viele Shadar’Kai glauben, dass es sich auf einer Halbebene befindet, deren unsichtbarer Zugang sich irgendwo in den Schatten befindet.
Wie auch immer, das Gefängnis einer Gottheit, die nicht mal von ihren eigenen Anhängern aufgesucht werden würde, erscheint mir eh’ als ein nicht sonderlich lohnenswertes Ziel.
Von anderen bekannten Gottheiten weiß ich nicht zu berichten, auch wenn die Schattenfeen eine Vielzahl mächtiger Wesenheiten kennt, die die Ebene ihr Heim nennen.
Portale zu den Halb-Ebenen wilder alter Halbgötter oder nahezu gottgleicher Erzdämonen scheinen die Erklärung für derartige Geschichten sein.
Wesen wie Jarrl, der Schattenaffe und der untote Dämonenfrostriese Pidgorr werden in Gesprächen immer wieder erwähnt und wenn ich auch kaum einen blassen Schimmer habe, was es mit diesen Götzen auf sich haben könnte, so möchte ich doch Reisende auf dieser Ebene vor Begegnungen mit solcherlei Kreaturen ausdrücklich warnen.
Ich habe es bei meinen Reisen durch die Schatten nie bereut, die Warnungen eines Shadar’Kai bedacht zu haben…“


Bedingungen auf der Ebene der Schatten
„Bleibt mir vom Leibe mit eurem vergifteten Wasser. Ich habe euch längst durchschaut.
Eure Freundlichkeit und der großmütige Respekt, den ihr einem einfachen Diener wie mir entgegen bringt, haben einen Preis, nicht wahr?
Ist es nicht so? Ist es nicht so!??
Böses habt ihr vor, ich sehe es euch an!
Und ihr flucht auf die Schatten, weil sie euch eure Masken entreißen, nicht wahr?
Nicht wahr!?
Doch ich habe euch durchschaut, ihr Hurensöhne, ich habe euch alle durchschaut…“

- Junus Clarmonts Diener Lupush Baglishello in den Klauen des Schattenfluchs, während einer Expedition in den Staubigen Abgrund 761 n.K.

„Reisende, die die Ebene betreten, finden sich in einer finsteren Spiegelung der Materiellen Ebene wieder, zumindest am Saum des Schattens.
Allem scheint die Farbe entzogen.
Auf der Ebene der Schatten gibt es nur Schwarz und blasses Weiß.
Man wird unweigerlich die Materielle Ebene durch das Zerrbild des Schattens wieder erkennen, auch wenn man auf Unterschiede gefasst sein sollte.
Grobe Geländemerkmale wie Gebirge, Meere, Ebenen bleiben im Schatten meist identisch, doch Details können auf unheimliche Weise verkehrt sein.
Der Fluss der gewöhnlich an einer Stadt vorüber fließt, kann auf der Schattenebene versiegt sein.
Ein Wald, der vor Jahrzehnten gefällt wurde, steht auf der Schattenebene noch.
Inmitten eines ruhigen kleinen Dorfes erhebt sich auf der Schattenebene ein gewaltiger Turm mächtiger Magier.
Vieles ist verdreht und erscheint unheilvoll.
Prächtige Städte sind im Schatten nur traurige Dörfer, während mächtige Kultstätten im Schatten auf der Materiellen Ebene nur als kränkliches Feld erscheinen, auf dem seltsamerweise nie etwas gedeiht.
Als ich selbst zum ersten Mal die Ebene der Schatten betrat, fand ich mein eigenes Haus als moosüberwucherte Ruine vor.
Viele Ebenenwanderer sehen solche Veränderungen im Schatten als böses Omen, doch ich persönlich halte nichts von diesem Aberglauben.
Alle Elemente der Schattenebene, selbst wenn sie kein wirkliches Gegenstück auf der Materiellen Ebene haben, sind von Substanz und real, auch wenn Schattenmagie diese mit Leichtigkeit manipulieren kann.
Die Sicht auf der Schattenebene ist auf Grund der lichtlosen Finsternis schlecht und selbst mit magischen Hilfsmitteln nur mäßig.
Auch wenn der Schatten in vielen Regionen mit der Materiellen Ebene koexistiert, kann man diese nicht, wie aus dem Äther heraus, sehen.
Die Ebene der Schatten ist keinesfalls dicht besiedelt, obwohl es durchaus Zonen gibt, die recht lebendig sind.
Gerade der Saum ist häufig recht einsam und die Straßen vieler geschäftiger Städte erscheinen in ihrem schattigen Gegenstück wie leblose Ruinen.
Viele Einwanderer von anderen Ebenen, wie beispielsweise Schattenmagier oder andere Zauberwirker, suchen den Schatten wegen seiner Einsamkeit auf.

Die Bewegung auf der Schattenebene ist normal, doch mit dem richtigen Zauber oder einer Kenntnis der so genannten Schattenspalten kann man große Entfernungen auf der Materiellen Ebene mit nur geringem Aufwand überwinden.
Mit Schattenreise kann sich ein Zauberanwender in den Saum der Ebene begeben und dann auf dunklem Pfade zu einem Ziel wandern.
Während eines solchen Marsches legen der Anwender und seine Begleiter 75 Kilometer pro Stunde zurück.
Ebenenwanderer die Schattenreise benutzen, können von anderen Ebenenwanderern gewöhnlich nicht gesehen werden, da sie wie schnelle Schatten vorüber huschen und ihre Umgebung selbst kaum wahrnehmen.
Manche Kreaturen der Schatten verfügen jedoch über andere, hoch sensible Wahrnehmungsmethoden…
Vermutlich bewegt man sich mit diesem Zauber durch den Tiefen Schatten, der scheinbar mit seinem eigenen Saum koexistiert.
Wenn Reisende die Ebene direkt mit Schattenreise betreten, hinterlässt dieses Vordringen für etwa eine Stunde einen schwachen Punkt, der zum Wechseln der Ebenen genutzt werden kann.
Reisende, die aus irgendeinem Grund im Schattensaum gestrandet sind, sind häufig auf einen solchen Punkt (oder die Unterstützung hilfsbereiter Reisender) angewiesen, um die Ebene wieder verlassen zu können.
Besucher ohne diese Reisemöglichkeit können ihre Geschwindigkeit allerhöchsten erhöhen, indem sie einen Schattenspalt finden.
Diese Phänomene sind Risse in der Kontinuität der Ebene, durch die man ähnlich wie mit einem Schattenreise-Zauber reisen kann.
Allerdings kann man vorher nicht wissen, wo einen ein solcher Spalt hinführt.
Manche ziehen sich über riesige Entfernungen und manche überwinden nur einen kurzen Bereich.
Manche Spalte führen auch in den Tiefen Schatten oder vollführen eine Schleife und führen zu ihrem Ursprungsort zurück.
Innerhalb der Spalten kann man sich höchstens mit Hilfe eines Schattenkompass orientieren.
Es existiert eine Vielzahl stabiler Spalte, doch ähnlich wie bei den Höhlensystemen des Unterreiches kollabieren regelmäßig einige, während sich anderswo Neue auftun.
Viele der gebürtigen Bewohner der Schattenebene kennen das System der Spalten und können diese zu ihrem Vorteil nutzen.

Essentielle Bedürfnisse wie Atmen oder Ernährung sind auf der Ebene der Schatten für gewöhnlich nur dann problematisch, wenn sie es in der koexistenten Zone auf der Materiellen Ebene auch sind.
Die Nahrungsmittel, die man in den Schatten vorfindet, schmecken meist sonderbar, sind aber im Grunde nahrhaft.
Einige Sachen, vor allem solche, die auf der Materiellen Ebene nicht existieren, sollte man nicht essen, denn wenn sie nicht giftig sind, könnten sie seltsame Wirkungen haben.
Das Wasser auf der Ebene der Schatten ist für gewöhnlich sehr schmackhaft und birgt eine gewisse Suchtgefahr (es ist wirklich ausgesprochen köstlich…).
Allerdings verursacht es auch schlimme Alpträume und zuweilen auch Halluzinationen.
Ich kenne Ebenenwanderer, die zu einer Durchquerung der Schatten Wasservorräte mitnehmen, als würden sie eine darbende Wüste durchwandern.
Vor allem empfindsamen Besuchern sei diese Praktik empfohlen.“

Der Schattenfluch
„Ein dauerhafter Aufenthalt in den Schatten ist nicht nur äußerst unangenehm, sondern gefährlich für Leib und Seele.
Der bereits mehrfach erwähnte Schattenfluch stellt für Durchreisende eine unterschwellige Gefahr dar, für dauerhafte Bewohner und besonders für jene, die nicht aus den Schatten stammen, jedoch eine heimtückische Bedrohung für die geistige Gesundheit.
Regel-Information: Auswirkungen des SchattenfluchsCharaktere, die die Ebene der Schatten betreten, müssen nach vier Stunden und alle vier Stunden danach einen Rettungswurf (Willen) bestehen, um den Auswirkungen des Fluchs zu entgehen.
Im Folgenden finden sich die SG’s für die Rettungswürfe und die Auswirkungen, die beim Misslingen eintreten.
Misslingt ein Wurf, tritt die Wirkung ein und erfordert nach vier Stunden einen weiteren Rettungswurf, der, bei erneutem Misslingen, die nächste Phase des Schattenfluchs einleitet.
Gelingt ein Rettungswurf, bleibt der Charakter in der jeweiligen Phase des Fluchs, bis der nächste Wurf fällig wird. Ein gelungener Wurf kann niemals die Auswirkungen des Fluchs aufheben. Da die Wirkung des Schattenfluchs in den Tiefen Schatten stärker sind als im Saum, erhöht sich der SG für jede Phase dort um +5. Auch hier gilt, dass die Auswirkungen nicht abschwächen, wenn der Charakter zwischenzeitlich vom Tiefen Schatten in den Saum überwechselt. Erst beim nächsten regulären Rettungswurf tritt der niedrigere SG in Kraft.
Der Schattenfluch greift nur nach lebendigen Wesen. Untote Kreaturen oder Wesen wie z.B. Konstrukte sind gegen die Auswirkungen des Schattenfluchs immun.
Anmerkung: In Ermessen des Spielleiters kann es nötig sein, dass bereits nach kürzerer Dauer ein RW gegen den Schattenfluch fällig wird. Dies sollte allerdings nur in Situationen vorkommen, die den Fortschritt des Schattenfluchs begünstigen. Beispiel hierfür könnte ein tatsächlicher Betrug durch einen Gefährten sein oder ein den Geist beeinflussender Zauber wie Einflüsterung, dessen genauer Wortlaut die unterschwelligen Suggestionen des Fluchs nährt.
SG 15: Der Charakter verspürt eine Unruhe und drohendes Unheil, dass die bedrückende Atmosphäre der Schatten, die jeder Reisende dort verspürt, deutlich übersteigt. Der SC kann keine Ruhe finden, natürlicher Schlaf ist nicht möglich und auf Würfe für Konzentration tritt ein Malus von -2 in Kraft.
SG 20: Der Charakter verspürt einen deutlichen Verfolgungswahn und beginnt Gefährten oder auch angetroffenen Reisenden Misstrauen entgegen zu bringen. Hat der Charakter ursprünglich selbstlose und hilfsbereite Züge, so werden diese durch egoistisches Denken ersetzt. Der Charakter reagiert nur noch hilfsbereit, wenn dies zu seinem eigenen Vorteil ist und vermeidet es wo er nur kann, eigenen Besitz zu teilen oder in anderer Weise freigiebig zu handeln.
SG 25: Der Charakter ist eindeutig paranoid und erkennt in jeder Handlung Anderer Aktivitäten gegen seine Person. Selbst starke emotionale Bindungen wie Liebe und Freundschaft sind für den Charakter nicht mehr existent. Er empfindet die Gegenwart Anderer als potentiell bedrohlich und in dieser Phase versuchen Betroffene häufig, ihre Gefährten zu verlassen. Der Charakter ist Anderen gegenüber feindselig eingestellt und hilft diesen auch dann nicht, wenn daraus ein Vorteil für ihn resultieren würde. Fertigkeiten wie Diplomatie können nicht mehr eingesetzt werden. Schwüre, Verträge usw. sind für den SC nichtig.
SG 30: Der Charakter ist feindselig und aggressiv. Er führt (überwiegend hinterhältige) Präventivangriffe gegen seine Gefährten und Fremde aus, um vermeintlich bevorstehenden Angriffen auf ihn zuvor zu kommen. Er tut alles, um den vermeintlichen Feinden (seinen Gefährten) zu entkommen, vermeidet es aber unter allen Umständen, die Ebene der Schatten wieder zu verlassen. Der Charakter hat keinerlei Skrupel, selbst gute Freunde oder Geliebte tödlich zu verletzen. Religiöse Charaktere entsagen ihren Göttern.
SG 35: Der Charakter wurde vom Schattenfluch übermannt. Bis auf Äußerlichkeiten hat er keinerlei Ähnlichkeit zu seinem ursprünglichen Wesen. In dieser Phase des Schattenfluchs übernimmt der Spielleiter das Führen des Charakters, bis die Situation vorüber ist (entweder durchs Intervenieren der Gefährten oder z.B. das Verlassen der Ebene).
Bei betroffenen Charakteren, die, auf welche Weise auch immer, die Ebene verlassen, durchlaufen die erworbenen Schattenfluch-Phasen im 4-Stundentakt rückwärts (sofern sie nicht auf magische Weise davon befreit werden).
Ein Charakter, der Opfer des Fluchs geworden ist, ist also noch für mehrere Stunden (je nach SG) in seinem Bann.


Selbst Kreaturen wie die Baatezu fürchten den Schattenfluch, denn egal auf wen er trifft, der Fluch ist immer bösartiger…
In den Schatten zerbrechen Freundschaften, Geschwister ziehen die Waffen gegeneinander und Gefolgsleute wenden sich gegen ihre Führer.
Immer wieder habe ich bei meinen Reisen durch die Schatten riskante und bedauerliche Augenblicke erlebt, weshalb ich es nun schon seit etlichen Jahren vorziehe, diese Region der Ebenen allein zu bereisen.
Jeder Begleiter wird für den anderen unberechenbar, sobald man die Schatten betritt.
Und selbst jene, die auf die Einflüsterungen des Schattenfluchs vorbereitet sind, können ihm verfallen.
Der Schattenfluch schleicht sich auf subtile Weise ins Unterbewusstsein und selbst wenn man wachsam in sich horcht, fällt es schwer, den heimtückischen Wandel des eigenen Denkens zu bemerken.
Es ist ein nahezu unmerklicher Wandel, den man durchlebt und die Korruption des Geistes ist allumfassend und schleicht sich sogar in die entferntesten Erinnerungen.
Wenn man bemerkt, dass die eigenen Gefährten von Gier und bösartiger Selbstsucht getrieben sind und man bemerkt, das sie heimtückische Ziele verfolgen und hinter dem eigenen Rücken schon die Messer wetzen, so ist dies keine plötzliche Erkenntnis, die einem am Empfundenen zweifeln lassen könnte, sondern es erscheint dem Unglücklichen so, als sei dies schon immer so gewesen.
Selbst die aufrichtigsten Beteuerungen der vermeintlichen Gefährten und selbstloses Handeln erzeugt in den Opfern des Schattenfluchs tiefes Misstrauen.
Der Schattenfluch lässt keinen Platz für Liebe und freundschaftliche Empfindungen…
Und der einzige Weg, ein Opfer des Schattenfluchs von seinen Wahnvorstellungen zu befreien ist, so schnell wie nur möglich die Schatten zu verlassen.
Selbst außerhalb der Schatten, in der lichtdurchfluteten Wirklichkeit der Materiellen Ebene, lösen sich die Einflüsterungen des Fluchs nur langsam und ich kenne Ebenenwanderer, die davon berichten, sich seines Einflusses nie mehr vollständig entledigen zu können.
Irgendwo im Inneren lauert, tief verborgen, ein nagendes Misstrauen, das nur auf den geeigneten Moment zu warten scheint, sich in der Seele des Betroffenen Gehör zu verschaffen.
Und häufig ist es schwierig, ein Opfer des Schattenfluchs überhaupt zum Verlassen der finsteren Ebene zu bewegen, denn in vielen Fällen erzeugt der Gedanke, die schmeichelnde, kühle Umarmung der Dunkelheit zu verlassen dem Opfer als ein Weg in den sicheren Untergang.
Gewalt ist oft der einzige Weg, den Unglücklichen aus den Schatten zu befreien.
Und auch wenn es schmerzlich sein mag, eine geschätzte, geliebte Person mit Waffengewalt oder Magie zu ihrem Glück zu zwingen, so sei versichert, dass jeder Schaden, den der Betroffene nimmt, ein geringerer Preis ist angesichts des Schicksals das bevorstehen würde, würde er in den Schatten verweilen.
Denn nach und nach zieht der Schatten seinen hilflosen Opfern unbemerkt sämtliches Leben aus dem Leib und erstickt die unsterbliche Seele.
Früher oder später werden diese Unglücklichen selbst zu Schatten mit einem unbändigen Hass auf alles Lebendige.
Es gibt nur wenige Möglichkeiten sich vor dem Schattenfluch zu schützen.
Reisende, die über einen starken Willen verfügen, werden die Auswirkungen der bedrohlichen Eigenschaft dieser Ebene nicht so schnell oder weniger heftig spüren, als Willenschwache.
Magische Gegenstände, die den Willen stärken, sollten deshalb unbedingt zur Ausrüstung eines Schattenreisenden gehören.
Der effektivste arkane Zauber gegen den Schattenfluch ist der mächtige Zauberspruch Gedankenleere, der einen für einen ganzen Tag gegen jede Auswirkung des Fluchs schützt.
Ebenenwanderer, die über die Fähigkeiten verfügen, diesen Spruch zu wirken, sollten ihn allen Anderen gegenüber vorziehen.
Opfer des Schattenfluchs kann man mit dem Zauber Fluchbrecher von den zerstörerischen Auswirkungen heilen und der Zauber Gefühle Besänftigen kann die heftigsten Reaktionen einer betroffenen Person dämpfen, die Auswirkungen des Fluchs allerdings nicht aufheben.“


Erwähnenswerte Orte in den Schatten
Der Tiefe Schatten: „Der Tiefe Schatten ist die Region der Schattenebene, die nicht mit der Materiellen Ebene koexistiert. Es ist eine undurchdringlich finstere und karge Landschaft, die sämtliches Licht verschluckt.
Im Gegensatz zum Schattensaum, der einem Reisenden mit morbiden, verzerrten Spiegelbildern der Materiellen Ebene aufwartet, ist der Tiefe Schatten bedrückend eintönig.
Es gibt dort kaum Vegetation, nur staubiges, kaltes und felsiges Terrain.
Tiefe Schluchten und schwindelerregend hohe Gebirgszüge, die die majestätischen Höhenzüge der Materiellen Ebene im Vergleich dazu winzig erscheinen lassen, wechseln sich dort mit endlos anmutenden Ebenen voller Klippen und Geröll ab.
Der Schattenfluch ist hier wesentlich stärker ausgeprägt, als im Saum, und dies allein sollte für Reisende schon Grund genug sein, die Tiefen Schatten zu meiden.
Die Orientierung dort ist, gelinde gesagt, schwierig und selbst erfahrene Ebenenwanderer nutzen beim Durchqueren dieser Region einen dravotischen Schattenkompass, wenn sie die Möglichkeit haben, einem dieser wertvollen und gesuchten Gegenstände habhaft zu werden.
Astrale Sextanten sind ebenfalls ein geeignetes Mittel, um in den Tiefen Schatten zu navigieren, doch häufig erweisen sich diese Gerätschaften dort, aus einem mir gänzlich unbekannten Grund, als unzuverlässig.
Der Tiefe Schatten kann Reisenden als Verbindung zwischen dem Staubigen Abgrund und dem Schattensaum der Materiellen Ebene dienen und dies ist häufig der einzige Grund, warum man diese Region überhaupt betreten sollte.
Es sei denn, man ist auf der Suche nach Schattenessenz, jener sagenumwobenen Substanz, die sterblichen Wesen Eigenschaften der Schattenebene verleiht. Ich selbst habe dieses Zeug nie zu Gesicht bekommen; höchstens als nebulöser Eintrag in den Journalen befreundeter Ebenenwanderer. Vor wenigen Jahren bin ich jedoch in Belfastar auf einen Merkanier getroffen, der die Fähigkeiten eines Schatten-Elementariers besaß und schwor, diese durch Kontakt mit einem schwarzen Staub in der Schatzkammer eines Dravoten-Fürsten erworben zu haben. Nun, mir ist bekannt, daß Merkanier nur mit Angehörigen ihrer eigenen Rasse Nachwuchs zeugen können, so daß auszuschließen war, daß ein Shadar'Kai in der Blutlinie für diese Mutation verantwortlich war. Jener Merkanier behauptete, daß die Schattenessenz der getrocknete Überrest einer Substanz ist, die der Dämonengott Nortuma stetig absondert und überall in der Ebene hinterlässt.
Zwar konnte dieser Umstand mich noch nicht vollends von der tatsächlichen Existenz der Schattenessenz überzeugen, doch für einen Mythos halte ich das Zeug auch nicht mehr.
Wer, wenn nicht ich, weiß, daß es so viel mehr auf den Ebenen gibt, als man sich vorzustellen vermag und einem lieb ist…
Ein weiterer Grund, der Ebenenwanderer in die Tiefen Schatten zieht, sind die seltenen und kostbaren Schattenquellen.
Diese Phänomene sind Flächen reinster und hoch wandelbarer Schattenmaterie, die unglaublich wertvoll und tödlich zugleich sind.
Schattenquellen erinnern an Treibsandfelder auf der Materiellen Ebene.
Es sind Flächen wabernder, glucksender, undurchdringlicher Schwärze, die eine Kälte verbreiten, die man schon in größerer Entfernung spüren kann.
Die bloße Anwesenheit in der unmittelbaren Nähe einer solchen Quelle saugt ungeschützten Reisenden die Lebensenergie aus dem Leib und eine Berührung mit der Schattenmaterie selbst bedeutet für Lebende den sicheren Tod.
Die Schattenmaterie ist mit Negativer Energie und der Essenz des Schattenfluchs versetzt und gerade diese tödlichen Eigenschaften macht sie in gewissen Kreisen unglaublich wertvoll.
Kenner der Schattenmagie können aus der Essenz mit reinen Gedanken mannigfaltige wundersame und schreckliche Dinge erschaffen.
Die Bewohner anderer Ebenen können sich glücklich schätzen, dass es aufwendig und kompliziert ist, derartig erschaffene Gegenstände so beständig zu gestalten, dass man sie außerhalb der Schattenebene benutzen kann und es heißt, dass es nur wenige Wesen gibt, die diese unheimliche Kunst beherrschen.
Ein großer Teil der Schattenquellen befindet sich in den Händen mächtiger Clans der Shadar’Kai und diese behüten diesen Schatz wachsam.
Die Shadar’Kai sind die einzigen Bewohner des Tiefen Schattens, die man als zivilisiert bezeichnen könnte.
Und nur in den unheimlichen Festungen der Schattenfeen kann ein Reisender, der durch eine fehlgeschlagene Schattenreise oder andere Umstände außerhalb des Saums gestrandet ist, auf Hilfe hoffen…“

Belfastar, Stadt der Laternen: „Am Rande einer gigantischen Schlucht erhebt sich eine Stadt aus schwarzem Gestein. Hinter unüberwindbaren Mauern ragen monströse Türme und Paläste in die undurchdringliche Finsternis, die sie umhüllt. Tausende bunter Lichter bieten der erstickenden Dunkelheit die Stirn und sind von weit her als verheißungsvolle Zeichen der Zivilisation in der ewigen Nacht der Schattenebene zu erkennen.
Dies ist Belfastar, die Stadt der Laternen.
Während die meisten Siedlungen auf der Ebene der Schatten verzerrte Spiegelbilder ihrer Gegenstücke auf der Materiellen Ebene darstellen, so ist Belfastar ein scheinendes Juwel inmitten der Agonie der alles verschlingenden Schatten.
Die Stadt der Laternen wurde vor Jahrhunderten von dem menschlichen Leichnam Parmus Grelden gegründet, der noch heute über diese Enklave des Lebens herrscht.
Mit welchen Mitteln der untote Magier das Wohlwollen der Shadar’Kai-Clans der Tiefen Schatten erlangen konnte, ist unbekannt, doch der Pakt ist von Beständigkeit.
Heute ist Belfastar eine der wundersamsten Siedlungen, die man auf den Ebenen besuchen kann.
Die Stadt zieht sich wie ein Irrgarten aus verwinkelten Gassen, Treppenfluchten, verdrehten Türmen, prächtigen Plätzen und düsteren Höfen am Rande der Schwarzen Schlucht entlang.
Die meisten Gebäude sind entweder aus reiner Schattenmaterie oder dem pechschwarzen Gestein der Umgebung errichtet. Der größte Teil der Bauwerke ist mit dunklen gläsernen Fenstern und Kuppeln geschmückt.
Die unzähligen Plätze der Stadt sind mit kunstvoll behauenen Säulen und beeindruckenden Statuen versehen, die häufig Abbilder der wundersamen Bewohner der Schatten darstellen.

Belfastar ist ein Sammelbecken für Ebenenwanderer und in den Tavernen und Gasthöfen der Stadt treffen sich Völker von allen bekannten Ebenen.
Ich kann nicht sagen, wie es dem mächtigen Leichnam gelungen ist, aber in Belfastar hat der Schattenfluch kaum eine Auswirkung auf die Bewohner.
Der Fluch der Schattenebene scheint sich an den pechschwarzen Mauern der Stadt die Zähne auszubeißen.
Zwar spürt man auch innerhalb der Mauern der Stadt der Laternen die bedrückende Atmosphäre der Ebene, doch ich habe bis heute von niemandem gehört, der in Belfastar Opfer des schrecklichen Fluchs geworden wäre.
Fürst Grelden lässt jeden die Stadt betreten, der gelobt, die Gesetze Belfastars zu achten und so ist es keine Seltenheit Dravoten, Teufel und Dämonen des Abgrundes, untote Kreaturen und Devas von den Ebene des Lichtes im selben Gasthof anzutreffen.
Nur diese Neutralität macht es möglich, die Grundlage von Belfastars Reichtum zu sichern: dem Handel mit magischen Gegenständen aller Art.
Ich habe selten, auch in Metropolen wie Ormal Shar’Rell, eine solche Ansammlung von Arkanisten der unterschiedlichsten Schulen getroffen, wie in Belfastar.
Die seltensten und verführerischsten Gegenstände werden hier feilgeboten, selbst Dinge, die in den meisten Städten der Ebenen verboten sind.
Ich habe sogar gesehen, dass in den Hinterzimmern der einschlägigen Handelstavernen Artefakte, göttliche Relikte und andere Kostbarkeiten für astronomische Summen verschachert werden.
Ebenenwanderer, die auf der Suche nach einzigartigen oder verlorenen Gegenständen sind werden hier erfahren, wo sich die Suche danach lohnt, wenn sie nicht sogar direkt bei einem der gerissenen Händler Belfastars endet.
Eine Besonderheit auf den Märkten Belfastars sind die vielfältigen magischen Laternen, die von den Arkanisten der Stadt erschaffen werden.
In den Werkstätten der Stadt wird eine derartige Vielfalt unterschiedlichster Laternen hergestellt, dass es den Rahmen dieser Abhandlung sprengen würde, diese umfassend zu beschreiben.
Verbreitet sind vor allem die Schattenlampions, die bei Reisen in der Umgebung Belfastars und in anderen Regionen der Schatten ungemein nützlich sind, da sie einerseits gegen die lichtraubende Eigenschaft der Ebene immun sind und andererseits verhindern, dass körperlose Wesen den Lichtkreis betreten.
Gerade Letzteres ist ein nützlicher Schutz gegen die beständige Gefahr durch die heimtückischen untoten Schatten.
Ätherlaternen, die ätherische Wesen enthüllen oder auch die so genannten Laternen des Untrüglichen Scheins, die Illusionen und andere Trugbilder enthüllen können, sind nur einige weitere Beispiele für das nahezu unüberschaubare Sortiment verfügbarer Laternen auf Belfastars Märkten.“

Unless otherwise stated, the content of this page is licensed under Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 License