Halblinge

Die wenigen Halblinge, die man in Angraenor trifft, werden nur allzu oft als „kleine Menschen“ betrachtet. Ihre traurige Geschichte trägt außerdem dazu bei, daß es kein anderes zivilisiertes Volk in Angraenor gibt, das so stark um Anerkennung kämpfen muss, wie die Rasse der Halblinge.
Halblinge sind noch immer eine der am wenigsten bekannten Rassen in den Reichen Angraenors und nicht selten ein Ziel für Spott und Missachtung.
Ihre kleine Gestalt und ihr oft kindliches Äußeres sorgen dafür, daß sie immer wieder unterschätzt werden.
Viele Halblinge sehen diese Missachtung jedoch teilweise als Segen und ihr Talent, sich nahezu unbemerkt unter den großen Völkern zu bewegen, mag einer der Hauptgründe dafür sein, daß Halblinge noch immer existieren und sich eine Nische in der Gesellschaft der Rassen Angraenors erkämpfen konnten.
Halblinge ähneln in ihrem Äußeren den menschlichen Völkern. Nicht selten werden sie auf den ersten Blick für Menschenkinder gehalten.
Sie werden bis zu 90 cm groß und werden nur selten schwerer als 20 kg. Halblinge haben meist leicht gebräunte Haut und dunkles Haar.
In anderen Teilen der bekannten Welt, wie beispielsweise in Thalisien, kennt man auch Halblinge mit heller Haut und blondem Haar, doch solche Exemplare dieser Rasse sind in Angraenor kaum zu finden.
Halblinge haben fast immer braune oder graue Augen.
Sie haben meist weiche, kindliche Gesichter und das Alter zeigt sich bei ihnen nicht, wie bei den anderen Rassen. Erst im sehr hohen Alter entwickeln sie runzlige Haut und ergrauendes Haar.
Die meisten Halblinge haben eine eher schmächtige Gestalt, auch wenn viele Angehörige dieser Rasse einen Hang zur Fettleibigkeit haben, der sich vor allem im Alter zeigt. Sie wirken meist schwächlich, doch sie sind zäher, als sie aussehen.
Bartwuchs ist bei Halblingen höchst selten, obwohl männliche Halblinge oft dichte Koteletten tragen; ein Merkmal, das viele irritiert, die sie für Menschenkinder halten.
Das deutlichste Merkmal, das sie von den Menschen unterscheidet, sind ihre großen, dicht behaarten Füße, die ihnen ein leicht groteskes Aussehen verleihen.
Die Füße der Halblinge haben eine dicke, ledrige Sohle, so daß sie auf Schuhwerk nahezu immer verzichten; selbst in ausgesprochen kalter Umgebung.

Angraenors Halblinge sind als Sklaven der Bornesen in die Reiche gekommen.
Auch wenn es anderswo in der Welt freie Gemeinschaften und ganze Nationen von Halblingen gibt, so stammen Angraenors Halblinge fast ausschließlich von Sklaven ab. Schon seit Jahrtausenden gehen bornesische Sklavenjäger in den Kolonien des Kaiserreiches auf die Jagd nach dem kleinen Volk, denn ihre geringe Größe gepaart mit einem hellen Verstand und ihrem Hang zu einem geordneten Leben macht sie zu idealen Hausdienern. In Bornesh hat nahezu jeder Bürger, der es sich leisten kann, einen Halbling als Leibdiener.
Auch heute noch sind die meisten Halblinge in Bornesh Sklaven.
Die wenigen Halblinge, die außerhalb von Bornesh leben, sind allerdings meist freie Angehörige dieses Volkes. Häufig sind dies die Nachkommen von Sklaven, denen für besondere Dienste die Freiheit geschenkt wurde oder die auf Grund schlechter Behandlung flohen.

Halblinge sind ein sehr sesshaftes, bescheidenes und bequemes Volk.
Sie schätzen geordnete Lebensumstände und Sicherheit. Gerade diese Vorlieben machen sie zu idealen Sklaven, denn sie sind ihnen oft wichtiger als Freiheit.
Ein Halbling, der von seinem Herrn gut behandelt wird und dem es an nichts fehlt, verschwendet meist keinen Gedanken an Freiheit und verzichtet auf Flucht, selbst wenn sich ihm aussichtsreiche Möglichkeiten dazu bieten.
Halblinge mögen gutes Essen und Bequemlichkeit; für schwere körperliche Arbeit sind sie nur bedingt zu gebrauchen.
Die meisten Halblinge haben einen freundlichen, fröhlichen und optimistischen Charakter. Sie sind recht genügsam und wenn sie ein regelmäßiges Essen, ein sicheres Dach über dem Kopf und eine erfüllende, wenig anstrengende Arbeit haben, sind sie meist mit ihrem Leben zufrieden; ganz gleich ob in Freiheit oder Sklaverei.
Halblinge mögen keine übermäßige Aufmerksamkeit; vor allem nicht von den großen Rassen. Sie sind meist ruhige, bescheidene Persönlichkeiten, die nur allzu leicht übersehen werden; ein Umstand, der sie meist nicht im Geringsten stört. Halblinge sind leise und haben durch ihre geringe Größe und ihre schmächtige Gestalt ein natürliches Talent sich zu verstecken; eine wichtige Eigenschaft für eine Rasse, die es bei Gefahr nur selten mit den großen und starken Völkern aufnehmen kann.
Halblinge entwickeln nur selten Interesse an Waffen und dem Kämpfen und wenn sie es tun, dann meist auf Weisen, die durch ihre Flinkheit und Gewandtheit begünstigt werden. Allerdings findet man wirklich nur selten kampferprobte und mutige Halblinge, denn die meisten gehen solchen Abenteuern lieber aus dem Weg. Dies bedeutet nicht, daß Halblinge feige sind; sie haben lediglich eine Abneigung gegen Aufregung jeglicher Art. Halblinge ziehen ein gemütliches Beisammensein in netter Gesellschaft jederzeit einer abenteuerlichen Reise oder anderen Wagnissen vor.
Die meisten empfinden ein Gefühl der Sicherheit durch Ordnung und Traditionen, selbst wenn sich dies nachteilig für sie auswirkt. Trotz der teils harten Umstände, unter den Halblinge in manchen Teilen des bornischen Kaiserreiches leben müssen, hat man nie von Aufständen oder Revolten dieses unterdrückten Volkes gehört. Aufbegehren liegt schlicht nicht in der Natur dieser Rasse und widerspenstige, aufrührerische Angehörige gelten als sonderbar und finden nur sehr selten Gehör bei ihren Artgenossen.
Halblinge sind äußerst geschickt und wenn sie ein Handwerk erlernen, werden sie schnell zu Meistern ihrer Zunft. Sie fühlen sich den Dingen, die ihnen Freude machen, oft sehr verbunden und sind mit dem Herzen bei der Sache, weswegen man das Kunsthandwerk von Halblingen in ganz Angraenor auf Grund seiner hohen Qualität schätzt. Halblinge haben vor allem Vorlieben für feine, filigrane Arbeiten, weshalb man sie eher unter den Goldschmieden, Büchsenmachern oder Graveuren und seltener unter den Schmieden und Tischlern findet. Vor allem in feinster Mechanik wie der Uhrmacherei findet man selten so geschickte Handwerker wie Halblinge.
Es kommt jedoch auch vor, daß Halblinge ihr natürliches Geschick und ihre Heimlichkeit für kriminelle Machenschaften einsetzen. Dies geschieht allerdings nur selten, denn Nervenkitzel ist gewöhnlich nichts, was ein Halbling sucht; zumindest freiwillig. Es ist bekannt, daß bornesische Diebesgilden nur allzu gern Halbling-Kinder in ihre Reihen „aufnehmen“, um sie zu geschickten Dieben auszubilden. Nur wenige Halblinge beschreiten freiwillig diesen gefährlichen Pfad.
Halblinge hören und erzählen äußerst gern Abenteuergeschichten, allerdings bevorzugt in der Sicherheit des eigenen Wohnzimmers. Sie hören lieber über solche Begebenheiten, als diese selbst zu erleben.
Magie und Psionik ist vergleichsweise selten unter Halblingen, was seine Ursache jedoch nicht in mangelndem Talent hat. Sie bringen eine natürliche Begabung für diese Künste mit sich, doch nur wenige wenden sich diesen Disziplinen zu, die unter Halblingen als gefährlich gelten. Die meisten Halblinge, die Magie anwenden, sind Priester.
Halblinge haben oft eine rechtschaffene Gesinnung, doch letztlich können sie jede denkbare Gesinnung haben.

In Angraenor leben Halblinge überwiegend in Nord-Bornesh und in den Reichen am Gwandalischen Meer. In nördlicheren Regionen und in unzivilisierten Regionen begegnet man ihnen fast nie, weshalb Halblinge in diesen Ländern häufig gänzlich unbekannt sind und nicht selten Erstaunen auslösen, wenn ein Angehöriger dieser Rasse dort auftaucht. Halblinge sind äußerst sesshaft und reisen nicht gern. Die Eigenschaften der Halblinge zeichnen sie nicht gerade als ein ideales Volk für Spielercharaktere aus. Nahezu all’ ihre Eigenarten widersprechen den Charakterzügen, die gewöhnliche Abenteurer ausmachen. Spielleiter-Hinweis: Halblinge als SpielercharaktereWenn man sich also entschließt, einen Halbling zu spielen, sollte man sich bewusst machen, daß man stets ein außergewöhnliches Exemplar dieser Rasse spielt. Dieser extreme Unterschied in Bezug auf Lebensweise und Ansichten sollten in der Vorgeschichte begründet sein. Möglich wäre beispielsweise, daß der Charakter nicht unter Halblingen aufgewachsen ist oder ein gravierendes Erlebnis hatte, das seine Einstellung zu Abenteuern nachhaltig verändert hat. Es ist natürlich auch möglich, einen klassischen Halbling zu spielen und seine Aversion gegen Abenteuer und Aufregung aller Art ins Spiel einfließen zu lassen; beispielsweise als Halbling, der durch eine Verkettung besonderer Umstände und gegen seinen Willen ins Abenteurerleben gerät. Man sollte sich dann jedoch vergegenwärtigen, daß ein konsequent ausgespielter Halbling ein reizvolles Element und Hindernis zugleich sein kann.
Das Reisen wird von Halblingen meist als potentiell gefährlich empfunden und die vielen Ungewissheiten durch Wetter und Gefahren aller Art, denen sich Reisende aussetzen, schrecken sie ab. Wenn ein Halbling reisen muss, dann tut er das bevorzugt in großen Gruppen und möglichst auf die bequemste Weise.
Auch wenn sie nicht als Sklaven der großen Rassen leben, hausen sie fast immer in deren Gesellschaft. Bis auf Sklavenviertel in bornesischen Städten kennt man in Angraenor keine reinen Siedlungen dieser Rasse. Halblinge schätzen die Annehmlichkeiten von Städten und sind nur äußerst selten in ländlichen Gegenden zu finden. Wenn sie mit ihresgleichen leben und frei sind, schließen sie sich zu Clans zusammen; ähnlich wie die zwergischen Völker. In den Heimatreichen dieser Rasse (wie beispielsweise Zingessa; eine Region süd-westlich von Bornesh) sind Clans die gängige Gesellschaftsform der Halblinge. Clans von Halblingen werden teilweise recht groß und meist von einem Ältestenrat geführt. Die größten Clans findet man in Respia, Gvanifay und Caliphor; allesamt Städte, die als Hochburgen der Halblinge in Angraenor gelten. Abseits dieser Hochburgen leben Halblinge meist in kleinen Familienverbänden, die denen der Menschen ähneln und fügen sich in die Gesellschaft der dominierenden Rassen ein.
Halblinge kennen keine gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Halblinge sind von Natur aus friedliche Wesen, die ein harmonisches Verhältnis zu ihrer Umwelt bevorzugen. Aus diesem Grund
hegen Halblinge als Rasse keine Feindschaften zu anderen Rassen oder Völkern; selbst nicht zu den Bornesen, die ihr Volk mittlerweile seit Jahrtausenden ausbeuten. Halblinge gelten als anpassungsfähig und genügsam und leben auch in oppressiven Gesellschaften meist ohne sich zu beklagen.

Halblinge beten zu vielen Göttern, kennen jedoch keine Schutzgottheit ihrer Rasse. Vor allem Klarakni ist unter Halblingen populär, auch wenn sie seinen Aspekt als Patron aller Reisenden gewöhnlich ignorieren. Pulinis und Benett sind weitere Götter, die viele Anhänger unter den Halblingen haben.

Volksmerkmale der Halblinge
▪ +2 Geschicklichkeit, +2 Intelligenz, -2 Stärke
▪ Klein: Als kleine Kreaturen erhalten Halblinge einen Größenbonus von +1 auf ihre Rüstungsklasse, einen Größenbonus von +1 auf Angriffswürfe und einen Größenbonus von +4 auf Verstecken. Sie müssen kleinere Waffen als mittelgroße Kreaturen verwenden und ihre maximale Trag- und Hebekraft beträgt nur drei Viertel von der einer mittelgroßen Kreatur.
▪ Grundbewegungsrate: 6m
▪ Volksbonus von +2 auf Klettern, Lauschen, Leise Bewegen und Springen.
▪ Volksbonus von +1 auf alle Rettungswürfe.
▪ Volksbonus von +2 auf alle Rettungswürfe gegen Furchteffekte. Dieser Bonus addiert sich zu dem Bonus, den Halblinge auf alle Rettungswürfe erhalten.
▪ Volksbonus von +1 auf alle Angriffswürfe mit geworfenen Waffen und Schleudern.
▪ Anfangssprachen: Handelssprache, Bornesi.
▪ Zusätzliche Sprachen: Gwandalisch, Gnomisch.
▪ Bevorzugte Klassen: Schurke, Glücksritter.

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